‘surrogate’
Vorweg
Zwei großformatige Bilder in einem (zu) kleinen Ausstellungsraum. Das war die erste Begegnung mit den Arbeiten von Wolfgang Ellenrieder und die erste Zusammenarbeit im Rahmen der Ausstellung zum KunstRaum-Kunstkalender 1996, in dem der Künstler mit einem Bild vertreten war. Durch die geringe Distanz wird der Betrachter überwältigt von üppig wuchernden Gewächsen, verschlungenen Pflanzenstengeln, prallen Knollen und berstenden Knospen. Sich in einer überdimensionierten Vegetation wähnend, erweist sich beim zweiten Blick nicht als das, was es zu sein vorgibt. Wolfgang Ellenrieder zeigt sich als Spieler, als Falschspieler, als Täuscher. Er spielt mit unserer Wahrnehmung. Immer wenn das Auge die Bildgegenstände mit der Repräsentation wirklicher Gegenstände in der Bilderwelt verwechselt, geht der Betrachter in die Falle. Immer wenn das Auge das schon Bekannte zu erkennen glaubt, begegnet es etwas Unbekanntem, und während der Betrachter dabei ist, das Bild als Repräsentant von etwas außerhalb des Bildes Liegendem zu lesen, wird er in das Bild als Bild zurückkatapultiert, allein auf die Wirkung von Formen und Farben verwiesen. Diese Ambivalenz ist zugleich eine Herausforderung, erneut nach der „Wahrheit“ zu suchen. Aber alle Versuche enden damit, daß es „Wahrheit“ nicht gibt. Die Bilder erweisen sich als schöner Schein, in denen nichts mehr erscheint, sie sind reine Gegenwart von Farben und Formen, sie haben keine Botschaft, sie sind die Botschaft.
Verlag KunstRaum Drochtersen-Hüll Autoren Stephan Berg, Thomas Palzer, Stephanie Rosenthal, Andreas Strobl und Hanne Weskott Gestaltung Martin Veit Buch Mit 81 Vierfarb-Abbildungen im Offsetdruck Bindung Klammerheftung Größe 23 × 30 cm Seiten 32 Auflage 800 Jahr ISBN ––––––––––––